„Laudato si“ – mehr als eine „Umwelt-Enzyklika“

21.01.2016, Haus am Dom, Minden
Referent: Prof. Dr. Norbert Mette

Unter dem Titel “ ‚Laudato si‘ – mehr als eine ,Umwelt-Enzyklika‘ “ sprach  Prof. Dr. Norbert Mette am Mittwoch, den 20. 01. 2016 im Haus am Dom. Katholisches Bildungswerk und Evangelisches Erwachsenenbildungswerk hatten zu der Veranstaltung eingeladen.

Die Enzyklika „Laudato si“ – den Titel habe Papst Franziskus dem Sonnengesang des hl. Franziskus entnommen – stehe , so Mette, in einer Reihe mit den Sozialenzykliken „Rerum Novarum“ und „Populorum Progressio“, unterscheide sich von diesen aber durch die Hereinnahme ökologischer Fragen. Es gehe dem Papst um soziale und ökologische Gerechtigkeit. Weil der Glaube die Welt als Gottes Schöpfung betrachte / verstehe,sei der behutsame Umgang mit der Natur für den Christen nicht nur ethisch, sondern auch vom Glauben her gefordert. Dass der Papst die Enzyklika von Prof. Schellnhuber, einem weltweit anerkannten Klimaforscher, habe vorstellen lassen, zeige, dass sie sich nicht nur an die Kirche richte. Sie sei eine „programmatische Denkschrift“. Im Aufbau folge sie dem aus der Theologie der Befreiung vertrauten Schema Sehen – Urteilen – Handeln. Im Kapitel „Sehen“ beschreibe Papst Franziskus im Einklang mit der wissenschaftlichen Mehrheitsmeinung, „was unserem Hause (der Welt) widerfährt“ und nenne die bekannten ökologischen und sozialen Probleme wie Umweltverschmutzung, Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt, worunter besonders die Armen zu leiden hätten, und spreche von einer „Ökologischen Schuld“ der reichen nördlichen Länder gegenüber dem Süden.

Im zweiten Teil bezeichne der Papst zwar technisches Wissen als ein Gut, kritisiere aber, dass das Denken in den Kategorien technischer und ökonomischer Rationalität auf alle Lebensbereiche angewendet werde. Sein Korrektiv müsse die „kommunikative Vernunft“ sein. So könnten auch Literatur, Glauben und die Weisheit biblischer Erzählungen zu einer angemessenen Weltsicht beitragen. Nach dem biblischen Zeugnis sei der Mensch nicht Beherrscher und Ausbeuter der Natur; er müsse sie pflegen, d.h. sie verantwortungsvoll und nachhaltig nutzen. Die Güter der Erde seien für alle da, auch für künftige Generationen.

Was müsse geschehen?  Der Papst fordere „Druck von unten“ auf die Politik, die zu sehr von ökonomischen, einer umweltbewussten Ethik widersprechenden Interessen bestimmt sei. Die Selbstverpflichtungen der Länder auf dem letzten Umweltgipfel in Paris seien ein Fortschritt, aber man müsse abwarten, wie weit sie eingehalten würden.
Im Privaten fordere der Papst einen ökologisch ausgerichteten, maßvollen Lebensstil. Der Verzicht darauf, die innere Leere durch maßlosen Konsum zu kaschieren, könne (und müsse) ganz andere und bisher übersehene spirituelle Werte und Glücksmöglichkeiten in den Blick bringen.

Franziskus halte ein radikales Umsteuern von einem durch Ausbeutung der Natur bestimmten zu einem spirituellen Lebensstil für unumgänglich.

(Tilmann Hitzler-Spital – Text und Foto)  

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