Am Donnerstag stand eine sehr wichtige Sitzung an. Wir trafen uns mit dem Komitee und dem Vorsitzenden der Caritas, um die Abläufe zu besprechen, die sich durch unsere Vereinsgründung geändert haben. Der Chef der Caritas, Wellars Karangwa, schlug vor, den Bau von Häusern, Dächern und die Unterstützung zur Krankenversicherung für Arme (derzeit 700 Menschen für je 2,10 € im Jahr (!!!) fortzuführen.
Ein neuer Vorschlag war Familien bei der Anschaffung eines weiblichen Kalbes oder Schweins zu unterstützen. Die Idee ist, dass die Kuh oder das Schwein Nachwuchs bekommt und dass die Besitzer dann aus den Verkaufserlösen selbst ihre Krankenversicherung bezahlen können.
Im Vergleich zu Deutschland gibt es unfassbare Unterschiede, wenn man die Kosten der Krankenversicherung für 1 Monat mit den Anschaffungskosten für Nutztiere vergleicht. In Deutschland entsprechen 5 Kälber etwa den Kosten für 1 Monat Krankenversicherung für 1 Person. Der Preis für 5 Kälber in Ruanda hingegen entspricht dem Betrag, den 3000 (!!!) Menschen für die Krankenversicherung für 1 Monat bezahlen.
Anders herum: Die Möglichkeit, Nutztiere zu halten, schafft ein deutlich höheres Einkommen und macht die Besitzer unabhängiger von Hilfeleistungen.
Am Nachmittag besuchten wir das lokale Genozid-Memorial. Wir bekamen eine eindrucksvolle Einführung durch einen älteren Mann. Er hat den Genozid als einziger seiner Familie durch viel Glück überlebt und musste sich wochenlang unter schwierigsten Umständen versteckt halten.
Dass die Menschen in Ruanda sich nach dem Völkermord so schnell an dessen Bewältigung gemacht haben, hat uns erstaunt und ist vermutlich ein Schlüssel dafür, dass es jetzt seit 30 Jahren ein friedlicheres Zusammenleben gibt.
Im Anschluss hatten wir noch eine Führung durch die Kaffee-Kooperative in Ruli. Ursprünglich ist sie aus einem Zusammenschluss alleinstehender Frauen entstanden, die durch die gemeinsame Produktion und Vermarktung hochqualitativer Kaffeebohnen ein sicheres Einkommen haben. Dass dieser Kaffee hervorragend schmeckt, davon konnten wir uns natürlich vor Ort persönlich überzeugen.
Am Freitagabend stand schon unser Abschied aus Ruli an. Extra für uns war der Tisch mit reichlich Blumenschmuck verziert, und in größerer Runde gab es leckeres Abendessen, einige Reden aller Beteiligten, und – zu unser großen Überraschung – auch noch liebevolle Abschiedsgeschenke. Mit gemeinsamem Gesang sowohl von deutschen als auch Liedern in Kinyarwanda ließen wir den letzten Abend in Ruli ausklingen.
Viele Grüße nach Deutschland!