„Sende aus deinen Geist“ – der neue Pfingstbehang in St. Walburga
Deutung
In der Pfarrgemeinde St. Walburga in Porta Westfalica gibt es am Pfingstmontag seit langem die Tradition des Gottesdienstes “unter freiem Himmel“. Die Erfahrung mit diesen Gottesdiensten zeigt der neue Wandbehang. Daher steht der schlichte Altar auf einer Wiese, links daneben ein großer Baum. Den Hintergrund bilden der bewölkte Himmel, die Hügel und die weiten Felder der Weserlandschaft. Sieben Strahlenbündel symbolisieren die Gaben des Heiligen Geistes, der gesandt ist, um ‚das Gesicht der Erde‘ in seinem Licht und durch seine Kraft ’neu werden‘ zu lassen. Um dieses Neue anzudeuten, sichtbar werden zu lassen, finden sich im Vordergrund so viele Schmuckelemente in leuchtenden Farben, strahlt das Evangelienbuch auf mit dem Α und Ω, brennt die Kerze so hell. Wenn man sich beim Betrachten des Behangs etwas mehr Zeit lässt, kann man ein geheimnisvolles Flackern wahr nehmen, so als sei das Pfingstbild lebendig. Das bewirken kleinste Luftströmungen. Sie bewegen manchmal die große Fläche und so reflektieren die aufgestickten Pailletten das Licht immer wieder anders.
Kunstvoll ausgeführte Stickereien, eingearbeitete Perlen und Glaselemente, ein Mohnblumenstrauß in Filztechnik und nicht zuletzt die applizierten Strahlen aus ‚Japangold‘ ergeben ein stimmiges Pfingstbild. Partikel aus den Glasfenstern der alten St. Walburga Kirche von 1897 sollen an sie erinnern und an die Geschichte unseres Glaubens. Schmuckperlen aus Ruanda symbolisieren die seit 2008 bestehende Partnerschaft mit der Pfarrgemeinde St. Dominic in Ruli und den Gemeinden des Pastoralverbunds „Weserbogen“.
Wir haben die Hoffnung, dass der Geist Gottes uns als Gemeinde bewegt, erfasst, aber auch alle anderen Betrachter, die in unsere Kirche kommen.
Die Entstehungsgeschichte
Die Entstehung des neuen Wandbehangs in St. Walburga für das Pfingstfest begann im November 2012, als eine kleine Gedächtnisausstellung zum 20. Todestag von Grete Badenheuer vorbereitet wurde. Alle Bildteppiche der Künstlerin in unserer Pfarrgemeinde sollten aus diesem Anlass gezeigt werden.
Schnell war klar, dass noch ein neues, ungewöhnliches Element gefunden werden musste, um diese Ausstellung lebendiger zu gestalten. So entstand die Idee, während dieser Zeit in einer Art ‚Workshop‘ ein pfingstliches Wandbild zu beginnen. Angehörige unserer Gemeinde sollten es entwerfen und gestalten, nicht als Nachahmen der Kunst Grete Badenheuers, aber von ihr und ihren Werken in St. Walburga inspiriert.
Ein Aufruf im Weihnachtsbrief 2012 des Pastoralverbunds „Weserbogen“ ergab einen reichen Fundus aus Stoffen, Wolle, Stickgarn, Glasperlen und Pailletten. Aus einer Reihe von Entwürfen wurde der von Anna Gawronski gewählt und mit einigen Veränderungen ausgeführt. Etwa 25 Gemeindemitglieder waren an der Fertigung des Pfingstbehangs beteiligt. Hinzu kamen Kinder aus dem Glaubenskurs, Eltern, die ihre Kinder taufen lassen wollten und ein Hochzeitspaar. Alle haben mit kleinen Stickerei oder einer Perle ihre Spuren eingearbeitet. Alle haben so ihre Zugehörigkeit zu unserer Gemeinde ausgedrückt. Insgesamt waren für die Fertigstellung des 240 x 300 cm großen Behangs etwa 750 Arbeitsstunden nötig. Als Arbeitstechniken sind hauptsächlich Applikation und Stickerei eingesetzt worden.
Die Herstellung
Die Entwurfszeichnung wurde gescannt, mit einem Beamer auf eine Papierfläche in Größe des gewählten Formats projiziert und nachgezeichnet. Ebenso geschah es mit dem Trägerstoff aus Rupfen, einem recht derben Jutegewebe, auch als ‚Sackleinen‘ bekannt. Alle Flächen erhielten Nummern und wurden nach dem Ausschneiden auf den Stoff übertragen. Sie dienten nach und nach als Schablonen für die zu applizierenden Stoffe. Die einzelnen Elemente wurden dann entsprechend ausgeschnitten, auf den Rupfen geheftet und nach einer letzten Ausrichtung mit dekorativen Säumen aus Flachstichen befestigt. Teils sind Flächen. z. B. Felder, überstickt, um ihnen eine lebendige Struktur zu geben. Die als Schmuck- oder Bildelemente ausgewählten Materialien wurden nach und nach appliziert.
Am Pfingstsonntag 2014 wurde der Wandbehang eingeweiht und der Gemeinde vorgestellt. Anna Gawronski, Brigitte Beher und Ulrike Schinkel erhielten als Dank für ihren großen Einsatz beim Projekt „Pfingstbehang“ von der Pfarrgemeinde die ‚Walburga – Medaille‘.
(Karl-Guido Gunia)
In unserer Fotogalerie finden Sie Bilder von der Einweihung sowie von der Entstehungsgeschichte unseres neuen Wandbehangs..
Auch das Mindener Tageblatt berichtet am 12.06.14 über das Projekt.